Editorial

 

Liebe Freunde, Kollegen, Medienschaffende,

der Nebel lichtet sich. Der Dunst weicht – und lässt es klar erkennen:

das Rauchverbot ist da.

Es hockt In allen Ecken. In allen Bars. Vor und hinter allen Theken. Da prangt es. Das Souverän hat entschieden… Ohne Gnade und ohne Rückzugsmöglichkeiten wird das Rauchverbot nun zuerst in Bayern vollzogen. Für ein Leben ohne Qualm.

Die meisten Nichtraucher freut’s Andere zucken leidenschaftslos die Schultern. Passionierte Raucher lässt es schaudern. Denn der nächste kalte Winter und die nächste ungemütlich zugige Raucherecke sind nicht fern….Das Stigma des suchtgebeutelten Nikotin-Schwächlings gleich inklusive.

Escapade gibt sich hier ganz wertfrei – und dennoch auch einer letzten, in aller Öffentlichkeit frivol genossenen Zigarette hin. Wir zeigen Bilder – gemalte und erzählte - wie sie so wohl bald aus der Öffentlichkeit verschwunden sind.
Ein Abgesang auf die Zigarette.

Die kokett, elegant, ungesund, unerhört und unvollendet – in welcher Form und von wem auch immer – einst geraucht wurde…

Viel Spaß wünschen

Eure,
Silke Vogten und Flora Jörgens

Foto: Dirk Bannert

Regina Gisbertz, Schauspielerin in dem Stück „Der Schöne und das Biest“. Fotograf Dirk Bannert würde das Rauchen bestimmt nicht aufgeben.

Die Erste

 

Das war in der Jugendherberge in der 4. Klasse. Ich war mit meinem früheren Freundeskreis zusammen. Die haben geraucht, weil sie sich cool fanden. Wir sind also hinter die Pferdekoppel gegangen, haben uns vom Rest der Gruppe abgeseilt und dann haben wir eine Lucky Strike rumgehen lassen. Aber meine Erste war auch meine Letzte, weil ich so husten musste.
Daniela, 23 Jahre

Ich war 16 und habe mir meine erste Zigarette geholt, weil ich so cool sein wollte wie Jimmy Hendrix und Jim Morrison, weil die alle geraucht haben. Ich war aber nicht so dumm, direkt auf Lunge zu ziehen, sondern habe erstmal gepafft. So ging das eine ganze Zeit. Und ich rauch immer noch.
- Willst du aufhören?
- Nein.
Andreas, 35 Jahre

Wir waren mit unseren Freunden zusammen. Jeder probierte – ich habe mitgeraucht. Es hat mir nicht geschmeckt. Jetzt bin ich seit 40 Jahren Nichtraucher.
Rainer, 56 Jahre

"Frau mit Zigarette" von Silke Vogten, Acryl auf Leinwand

Die Erste

 

Ich glaub, ich war 13. Es war eher mit einem Gefühl verbunden. Ich kam mir erwachsen vor. Die Zigaretten waren gleichzeitig da wie die Mädchen – eine neue Welt.
Dirk, 43 Jahre

Meine erste Zigarette hatte ich mit 16 Jahren. Heimlich. Auf dem Schulhof. Es hat mir eigentlich überhaupt nicht geschmeckt. Danach habe ich es ein paar Jahre gelassen – und mit 19 wieder angefangen.
Nashira, 27 Jahre

Meine erste Zigarette? Ich würde lieber über die Zigarette danach sprechen – das ist doch die Schönste… Und wenn die Frau dann noch fragt: „Was denkst du jetzt?“ Das ist die schlimmste Frage der Welt.
Willi, 61 Jahre

Ich war 13, wir standen mit ein paar Jungs an der Ecke und rauchten. Mein Vater sah mich. Ich sah ihn nicht. Als ich später nach Hause kam, fragte er mich:
- Hast du geraucht?
Ich sagte Nein.
Er fragte wieder:
- Junge, hast du geraucht?
Ich sagte wieder Nein.
Da sagte er:
- Ich frage dich jetzt ein drittes und letztes Mal. Hast du geraucht?
- Nein. Habe ich nicht.
Darauf holte er aus und langte mir kräftig eine.
- Das ist nicht fürs Rauchen. Sondern fürs Lügen. Denn das ist die schlechtere Angewohnheit!
Manfred, 73 Jahre (leidenschaftlicher „Ernte 23“ Raucher)

Meine erste war gewissermaßen ein wissenschaftliches Experiment, ein richtiger Selbstversuch. Es war mitten in den 70ern. Ich hatte von der Marke "mit der Hand drauf" so einen echt poppigen Rollapparat besorgt - aus blauem und fuchsienrotem Plastik mit eingebautem Endlos-Wickelband. Dort hinein kamen DREI Filterhülsen für Selbstgedrehte und dazwischen jeweils einige Krümel Aktivkohle aus dem Chemiebaukasten. Die Spitze (etwa 2,5 cm Fülllänge - mehr passte in den Versuchsaufbau ja nicht hinein) bestand aus Tabakbröseln einer stibitzten Fabrikfluppe. Zwei aufgeregte Daumen nestelten das Blättchen zurecht. Mein ganzer Genuss lag in diesem Eigenbauvorgang! Das Aroma jedoch ließ natürlich etwas zu Wünschen übrig - allerdings stellten sich auch keine unerfreulichen Nebenwirkungen ein.
Vorsicht ist eben die Tante der Zigarrettenschachtel...!
Markus, trotz des jugendlichen Leichtsinns immerhin schon fast 50

"The Pope Smokes Dope" von Rainer Resch

Unser Lieblingsgraphiker Rainer Resch lebt in Köln und hat mit dem Bayrischen – er kam einst aus München - noch lange nicht abgeschlossen…

Des Rätsels Lösung

 

Das MP3-File kam von Donna Regina, gesungen wurde das Lied in den 60er Jahren auch von Brigitte Bardot und heißt „La Madrague“.
Jörg reichte die Lösung schon 2 Stunden nach Veröffentlichung ein, Monika kurz danach, Anuschka am Samstag.
Sie gewannen jeweils zwei Freikarten für die nächste Lesung und ein schönes Buch bzw. CD. Der multimediale Abend „México Picante“ wird stattfinden am 3.9. in Raisting, NBO, am 5.9. in Monheim, Sojus 7, am 6.9. in Köln, Fiffi-Bar und am 8.9. in Wuppertal, Alte Feuerwache. Reservierungen unter: 0176/62 92 65 69. Oder schreibt an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Foto: HJ Bremen

Dieses so dokumentarisch wirkende Motiv ist in Wahrheit eine Fotomontage. Hermann-Josef Bremen fand den Zeitungsleser in Barcelona, allerdings ohne Zigarette. Die steckte er dem ahnungslosen Nichtraucher auf Anregung von Escapade in den Mund. Seine Frau Marliese fand dann beim Betrachten etwas seltsam: dem Glimmstengel fehlte der Schatten. Den hat der Fotograf dann auch noch nachgetragen. Voilà! Unsere letzte Zigarette. Ab jetzt bleiben wir sauber.