Editorial

 

Liebe Freunde, Kollegen, Medienschaffende,

Kaufen, kaufen, kaufen... erwartet bitte nicht diesen besonderen Rausch von uns. Wir führen Euch stattdessen in den Supermarkt. Ganz nüchtern.

Bei Michael Dressels Fotoreihe „Where shopping carts go“ habt Ihr sogar nach Ladenschluss noch Gelegenheit, Champagnerflaschen in den Einkaufswagen zu stellen. Schaut Euch nur mal um!
Mit „Pluspoesie“, „Globus und Eigelstein“ reiht Ihr Euch in Gedanken noch einmal an der Kasse ein und hakt Eure 'must-have'-Liste ab.
Und damit das Shopping demnächst auch online klappt, entführt Euch Catrin Meyer in die zauberhafte Welt des Internets. Beziehungsweise Eure Eltern oder Großeltern, denn denen werden die ersten, zaghaften Schritte in die virtuelle Waren-Welt erklärt.

Den Rausch holt Ihr Euch dann bitte heute anderswie.

Wem es aufgefallen sein sollte: Escapade belles-lettres öffnet eine Woche zu spät seine glitzernde Pforte. Die Gründe hierfür sind multipel: a) Weihnachten hattet Ihr genug zu tun, da wollten wir nicht stören, b) wir fanden es cool, am letzten Tag des Jahres zu erscheinen, wer zu spät kommt, erregt immer Aufmerksamkeit, c) wir waren: krank, müde, überarbeitet.

Die richtige Lösung könnt Ihr ankreuzen und uns zuschicken. Was wäre ein echtes Magazin ohne Preisausschreiben wert? Nichts!
Zu gewinnen gibt es: eine gedruckte Ausgabe von Escapade, die im ersten Quartal 2011 erscheinen wird. Dazu nehmen wir übrigens noch Geldspenden entgegen. Wie’s geht, steht weiter unten. Auch die Teilnahmebedingungen für die nächsten Escapaden. Wir drücken Euch ganz fest die Daumen. Für alles!

Eure,
Flora Jörgens und Silke Vogten

Foto: Dawn von Michael Dressel

Einkaufen gehen

Pluspoesie

Poesie? Naja-
Ich beobachte

wie die sommersprossige Kassiererin L. Kunze
in der Plus-Filiale Dresden-Johannstadt
die neue Bonrolle aus der Plastikfolie schält
und dabei „Komm schon raus!“ murmelt.

Zugegeben:

„Willkommen und Abschied“
ist schon eine andere Liga
aber das hier

hat auch was.

Armin Bings

Armin Bings, Autor, Logopäde und Lerntherapeut, veranstaltet Lesungen im Café Franck in Köln, Termine unter www.schoenerlesen.blogspot.com

Foto: Berlin Comrade von Michael Dressel

Noch einkaufen...

Globus und Eigelstein

Drinnen ist Globus

Ich hätte ihn fragen können:
„Warum trinkst du soviel?
Du bist noch jung
Du sähst nicht mal schlecht aus
Wenn du dich waschen würdest
Wenn du nicht so gläsern glotzen würdest.“

Ich frage ihn nichts
Er rückt
an der Supermarktkasse
auf die Pelle

Ich werfe böse Blicke
Er grinst und grunzt
Ich knurr.

Kassiererin spricht für mich
Sie sagt:
„Wenn ich wegen dir wieder stornieren muss…“

Kassiererin schreit:
„Storrrrnoooo!!!“
Kassiererin sagt:
„Das zweite Mal schon heute mit dir“

Kassiererin sagt:
„Wenn ich ein Messer hätte…“
Ich sehe sie an
Sie sieht ihn an

Sie meint es ernst
Er grinst und wankt

Draußen ist Eigelstein

Silke Vogten

Foto: Cart von Michael Dressel

Einkaufen?

Bin ich drin? Was das Internet alles kann - und bald auch Sie

Wie man mit dem Internet umgeht, haben Sie vermutlich ebenfalls im Computerkurs gelernt. Wenn nicht – einen Internetkurs brauchen Sie nun wirklich nicht zu belegen. Sie brauchen lediglich einen einigermaßen schnellen Internet-Anschluss (DSL) und die Hilfe jenes netten Menschen, der Ihnen Ihren Computer eingerichtet hat. Fragen Sie ihn, wohin Sie klicken müssen, um ins Internet zu kommen, warten Sie, bis Ihr Gast aus der Tür ist, und klicken Sie, wie Ihnen gewiesen wurde (machen Sie sich für die ersten zwei Tage einen Zettel, danach geht es ohnehin wie im Schlaf). Nun sehen Sie oben eine Zeile, in der irgendetwas steht, das mit http beginnt. In diese Zeile schreiben Sie: www.google.de
Simsalabim! (Über die fatale Macht von Google können Sie sich später informieren, wenn Sie in der Fortgeschrittenen-Liga spielen. Erst einmal: Nutznießen Sie!)
Es tut sich eine Seite mit lustigen bunten Buchstaben auf, in deren Mitte Sie eine leere Zeile finden. Dort tippen Sie nun ein, was Sie zu wissen begehren. Aus dem Alter, in dem man als erstes „Sex“ eingibt, sind Sie vermutlich heraus – falls nicht, tun Sie’s bitteschön. Im Übrigen brauchen Sie sich gar nicht mit dem abzugeben, was die junge Generation am Computer so faszinierend findet. Weder müssen Sie an Baller- noch an Rollenspielen teilnehmen, Sie brauchen sich nicht in virtuelle Welten zu begeben, sich nicht in Chatrooms oder Kontaktbörsen zu tummeln, keinen Blog zu schreiben, keine Vollsuff-Fotos von sich ins Netz zu stellen (zumal Sie so etwas hoffentlich gar nicht haben).
Machen Sie im Internet einfach das, was Sie sonst auch machen – nur bequem von zu Hause und viel, viel schneller. Schauen Sie nach, wie es an Ihrem geplanten Urlaubsort aussieht, buchen Sie Flug, Quartier und Leihwagen und treffen Sie Ihre Wahl unter den umliegenden Ausflugszielen. Schlagen Sie all das nach, wozu Sie sonst – und dazu noch oft vergeblich – Bibliotheken aufsuchten. Lesen Sie endlich die Texte all jener Popsongs nach, die Sie in Ihrer Jugendzeit nie verstanden haben. Informieren Sie sich, was aus dem Star geworden ist, der als Poster die Wand Ihres Jugendzimmers zierte. Kontaktieren Sie Menschen, die das gleiche Hobby pflegen wie Sie – es mag noch so abwegig sein, Sie werden sehen, Sie sind nicht allein. Schauen Sie sich Bilder von Hunden in verfänglichen Positionen an – oder von Katzen, die aussehen wie Hitler. Erforschen Sie, welches die schönsten Weihnachtsmärkte in Ihrer Umgebung sind und welche Öffnungszeiten sie haben, damit Ihnen die beste Glühweinbude weit und breit nicht die Klappe vor der Nase zuschlägt. Informieren Sie sich über die Wasserqualität der umliegenden Badeseen, bevor Sie die Badehose einpacken. Recherchieren Sie, was wann wo stattfindet – und zu welchem Eintrittspreis. Informieren Sie sich ... informieren Sie sich über einfach alles, was Ihnen in den Sinn kommt. Sie werden sich wundern, was Ihnen dabei noch so alles in den Sinn kommt.
Denn: Hier besteht hohe Suchtgefahr. Als ich Google Earth entdeckte, begab ich mich damit als erstes auf meinen Balkon. Dann suchte ich die Balkone meiner sämtlichen Bekannten auf. Dann inspizierte ich wildfremde Balkone. Dann bekam ich es mit der Angst zu tun...
P.S. Sie haben doch hoffentlich eine Flatrate?

Catrin Meyer

Catrin Meyer, arbeitet als Autorin in Köln. "Bin ich drin..." ist ein Kapitel aus ihrem Buch „Bin beim Handyüben – Überleben in der Welt der Kinder und Enkel“, gerade erschienen bei Bastei Lübbe.

Foto: The Future of Retail von Michael Dressel

Michael Dressel, einer unserer Lieblingsfotografen hat noch mehr skurrile Fundorte verlassener Einkaufswagen auf seiner homepage unter der Rubrik „Where shopping carts go“ gelistet. Ob von Aldi oder Family Dollar - Dressel spürt sie auf. www.michaeldressel.com

Bald einkaufen!

Escapade-Magazin

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Ihr gewinnt dabei viel: eine schöne Print-Ausgabe von Escapade. Außerdem Prestige und Achtung, da Ihr als „Freunde der Kunst“ im Heft aufgeführt werdet. Falls Ihr nicht anonym spenden wollt.
Eine gedruckte Ausgabe - das ist demnächst doppelt so viel wert!! Denn: ab Januar 2011 wird Escapade belles-lettres nur noch einmal im Monat weiterhin kostenlos erscheinen. (Was an dieser Stelle auch ein wichtiger Hinweis auf die richtige Lösung der Preisfrage – a, b oder c - im Editorial ist)
Ihr bekommt also in Zukunft nur noch halb so viele Escapaden, umso wichtiger ist dann natürlich: EINE gedruckte, richtige, echte, auf Papier. Die könnt Ihr dann überall hin mitnehmen, sogar ins Flugzeug, ohne sie abschalten zu müssen.
Ein weiterer Hinweis auf die richtige Lösung ist die Songzeile „Niederschlag im Sonderangebot“ einer Band Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre. Wer da noch punk(t)en kann, bekommt einen Sonderstempel im Rabattheftchen unserer Einkaufs-Escapade.
Wir erwarten Eure Zuschriften.

Flora & Silke

Foto: sm von Michael Dressel