Editorial

 

Liebe Freunde, Kollegen, Medienschaffende,

Wir wollen nur euer Bestes – euer Geld. Denn ganz gnadenlos ums Geld geht es in der aktuellen Ausgabe von Escapade. Vielleicht liegt es daran, dass das Jahr so langsam auf sein Ende zuschreitet, wir Kassensturz machen, um den Überblick zu behalten. Und das aus gutem Grund. Denn wir wollen euch – und uns – nach so vielen virtuellen Ausgaben unseres Kunstbriefes mit einer Printversion überraschen.

Kunst und Literatur zum Anfassen. Zum Blättern. Zum Mitnehmen. Fürs eigene Bücherregal. Oder Verschenken. So wie in guten alten Zeiten. Ein gedrucktes Escapade-Magazin eben. Darauf sind wir in letzter Zeit von unseren Lesern auch immer öfter angesprochen worden. Et voilà – wir werden es machen. Da wir leider in den letzten Monaten nicht unerwartet geerbt haben oder sonst wie vermögend wurden, bräuchten wir dazu eure Unterstützung. Nein, nicht die Kreative diesmal, sondern ganz banal die Finanzielle.

So lasen wir kürzlich einen Artikel über den „Fan als Investor.“ Ein schönes neues Wort gibt es auch schon dafür: Das so genannte Crowdfunding, bei denen die Fans mit minimalen Beträgen ganze Alben, Konzerte oder auch Magazine unterstützen. Eine interessante Idee. Setzt natürlich voraus, wir haben Fans… Doch nichts kann unseren verlegen(d)en Optimismus bremsen, wir zählen auf euch! (Und das im wahrsten Sinne des Wortes, hä….) Wie ihr an der Realisierung eines geprinteten Escapade- Magazins ganz pragmatisch mitwirken könnt ihr, findet ihr weiter unten.

Also, ihr Freunde der Kunst –
es geht ums Geld….

Eure,
Silke Vogten und Flora Jörgens

Foto: Michael Dressel

Michael Dressel, Soundeditor, Fotograf und Maler in Hollywood, verlor auf einer Reise durch die Wüste nicht nur sein Geld... www.Michaeldressel.com

Geld

und mehr!

Ein ganz wichtiges Substantiv, manche nennen es sogar „das“ Haupt-Wort im täglichen Gebrauch. Und von seiner chicen Optik mal abgesehen - wo sonst mag man so gerne so viele Nullen sehen - im täglichen Sprachgebrauch.
Nur übers Wetter wird häufiger gesprochen. Wenn es hingegen um Auskünfte zum eigenen Vermögen geht, kommt eine deutschlandweite kollektive Schweigepflicht zum Tragen. Aber man mag es gerne fühlen, riechen, sehen und sogar darüber lesen. Ganze Seiten füllen Tageszeitungen mit kryptischen Buchstaben-Zahlenkombinationen in winziger Größe, während oben drüber ohne erklärende Unterzeile seine vier fetten Buchstaben prangen „Geld“.

Auf dem „Geld-Markt“ kommt es da zu zahlreichen substantivischen Zusammensetzungen. Wie zum Beispiel veraltet: „Bar-Geld“; immer aktuell: „Geld-Menge“; zu wenig: „Klein-Geld“; schlecht: „Falsch-Geld“; Peanuts: „Geld-Schein“ mit weniger als sieben Stellen.
Analog zu den vielen Ziffern wächst mit vielen Buchstaben seine Wichtigkeit. Es clustert zu bedrohlichen Substantivketten („Geld-Markt-Rendite“ ist da nur ein blasses Beispiel). Trotz seiner immensen Bedeutung wird das Wort erstaunlicherweise immer im Singular verwendet! Die Mehrzahl gibt’s nur ganz selten; z.B. bei der bloßen Erwähnung der „öffentlichen Hand“, wo es eigentlich zwingend immer um „Gelder“ geht.
Oder hat irgendwer schon mal die Worte gehört „Schatz, wo hast du denn meine Gelder hingelegt?“, wenn mal wieder die emsige Suche nach Portemonnaie und Schlüssel in der Diele stattfindet.
Wobei die spitzfindige Antwort da tatsächlich lauten könnte „Ach, Hasi, nur zum Teil in Immobilien-Fonds, den Rest deines Erbes hatte ich schon vorher beim Roulette verspielt“. Aber ehrlich, wer redet schon so? Im alltäglichen Sprachgebrauch kein Mensch.

Da wünscht man sich dann, man sei beim Gold geblieben. Das lässt sich zwar nicht in den Plural setzen, vermehrt sich aber trotzdem ständig.
Noch interessanter hingegen – und damit lasse ich jetzt eine echte Bombe platzen – schon mal darüber nachgedacht, dass „Geld“ unser gutes „Geld“ ohne, ich schreibe jetzt OHNE, ohne Verb existieren muss??!!!
„Geld“ darf niemals gelten, das wäre falsch. Denn „gelten“ hängt mit „Geltung“ unter einer sprachlichen Decke. Und Geltung hat niemals mit Geld zu tun! Oder doch? O.k. - man könnte mit Geld Geltung erlangen. Gelten tun ja einige. Aber das ist kein Tuwort für Geld. Man kann aber ebenso wenig mit Geld „gelden“!! Niemals! Tut man nicht.

Aber wenn ich so darüber nachdenke: warum eigentlich nicht? Ich plädiere dafür, „gelden“ in den Sprachgebrauch einzuführen! Wir haben schon so viele Amerikanismen verbisiert, wie googeln, bloggen, mailen, warum denn nicht mal ein deutsches Substantiv? Vor allem, wenn es uns so wichtig ist?!

Ich höre schon ganz deutlich einen Gold (!) behängten Gangsta-Rapper aus Neu-Kölln seine Gema-Tantiemen nachrechnen und ins Handy lachen (Bargeld lacht auch immer) – „Ey Alter, echt Porno, die gelden mich hier ein!“
Oder die Frage eines Punks nach nem Euro abschmettern mit „Alter! Gelde mich hier nicht an!!“ Oder Smokingträger zigarrenrauchausstossend vernichtend murmelnd: „Ich gelde euch so was von zu!“
Damit könnte man echt Geldung erlangen, fast soviel wie mit Echt-Geld Gelder.

Flora Jörgens

Objekt: BAD BANK, 2009, von Max Mirlach, Eisen, Rost, Blattgold auf Holz 48 x 48 x 48 cm (Sockel 40 x 40 x 110 cm)

Max Mirlach liebt klare Formen, die Ästhetik der Konstruktion und Architektur im Kleinen. „Es muss nicht immer groß sein, aber Größe bringt mich in Begeisterung.“ Er plant 2011 in München zusammen mit seiner Frau Petra (Acrylmalerei) eine Ausstellung. Mehr dazu auf: www.max-mirlach.decom

Geld

Drama hinter Glas

Ein Mann und eine Frau
aus einem fremden Land
brauchen Geld
Nichts auf der Welt
ist hinterhältiger als
einseitig spiegelndes Glas

Und sie tanzen
vor dem unsichtbaren Zuschauer
ein verzweifeltes Menuett
Sie tanzen es im Duett
Vor und zurück
und mit prüfenden Blicken

Sie frisieren sich frisch
und die Frau holt
Essenreste aus ihren Zähnen
Er verschluckt ein Gähnen
Sie bindet seine Krawatte
Er dreht an seinem Hut

So ganz ohne Scheu
halten sie Beide Toilette
Und verschwinden
im angrenzenden
Geldinstitut

Silke Vogten

Foto: Banknoten von Dirk Bannert

Dirk Bannert, Fotograf. Er weiß, wie schmutzig Geld sein kann und besorgte für die Aufnahmen „frisches Geld“. www.Foto-Bannert.de

Geld oder

ein Aufruf an die Freunde der Kunst

Escapade goes Print! Damit ihr und wir was in den Händen halten können. Warum? Ganz einfach. Weil wir denken, viele der schönen Fotos, Bilder und Kunstwerke, der Prosa, Lyrik und Essays, die in den vergangenen – nun schon fast 12! Monaten – in unserem Kunstbrief Escapade Belles-Lettres erschienen, sollten in einer gesammelten Ausgabe gedruckt veröffentlicht werden. Vielleicht ein „Best of“ der mitmachenden Künstler und Autoren. Aber sicher auch mit Neuheiten. Kurz: Wir wollen was haben, was man anfassen kann!

Hier würden wir uns über eure klimpernde Unterstützung freuen, ganz im Sinne von Crowdfunding – dem Fan als Investor. Klingt uns ein bisschen zu Bankingmäßig.
Und deshalb formulieren wir es deutlicher:

.... LIEBE FREUNDE DER KUNST, JEDER NOCH SO KLEINE BETRAG IST WILLKOMMEN, UM EINE PRINTVERSION VON ESCAPADE ZU VERWIRKLICHEN...

Ihr könnt uns per mail oder wie auch immer mitteilen, wie viel ihr spenden möchtet. Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Stichwort: Escapade-Magazin.

Oder bei den beiden nächsten Escapade-Lesungen im Dezember in einen Hut spenden!!!
Ihr könnt das anonym tun – oder auch mit eurem Namen.
Denn gerne würden wir jeden (egal mit wie viel oder wenig er/sie dabei ist) in unserer ersten Printausgabe unter „Freunde der Kunst“ nennen.

Bislang war Escapade ein No-Budget Projekt – und das wird es auch bleiben. Denn so haben wir die Freiheit, tun und lassen zu können, was wir wollen!
Was gibt’s Besseres? Mit eurer Unterstützung machen wir gerne weiter!

Silke & Flora

Foto: Michael Dressel