Editorial

 

Liebe Freunde, Kollegen, Medienschaffende,

diesmal gehen wir ganz nah ran. Hautnah. Und bei diesem Blick aus der Nähe verwischt manchmal so einiges. Verlieren wir den Überblick, kommen zu seltsamen Ansichten...
Das geht nicht immer glimpflich ab...

Verstörend zum Beispiel sind die Fotografien von Charlotte Kons, einer bildenden Künstlerin und Fotografin aus Neuss, die sich auch der Konzeptkunst bedient. So sind ihre [ein][zer][blicke] nicht ganz leicht zu entschlüsseln. Dahinter steckt laut Kons: »Lebendes- unspektakulär Bekanntes gespiegelt. Unbehagen erzeugend durch das Wissen um den Urgegenstand und die Phantasie- dem Betrachter Gedanken vor das innere Auge führend, die er sich als eigene Interpretation eingestehen muss...«

Nur Mut. Immer tapfer hingeguckt!

Das verlangt auch der sehnsüchtige Blick von Fotograf Dirk Bannert an einem späten, späten Abend...

Doch nicht nur visuell – auch wörtlich gehen wir in der aktuellen Escapade ganz dicht ran. Mit Lyrik und Kurzprosa wird hautnah gestreift, abgestreift und sogar hindurchgegangen. Alles ist möglich!

Und weil wir gerade die Nähe suchen, kommt noch ein wahres Bonbon:
Unsere Einladung zum exklusiven ersten Escapade Event »Chambre Privée« am 29. April in Köln. Live. Hautnah. Und mit vielen Überraschungen!

Wir freuen uns auf Euch.

Eure,
Silke Vogten und Flora Jörgens

Foto: Dirk Bannert, www.foto-bannert.de

Die neue Haut

 

Es juckt
und zwängt
das alte Kleid
die alte Haut
doch was nach innen
drängt
das sprengt
was so beengt

Ich schrei nicht laut

In Fetzen
hängt
das alte Kleid
die alte Haut
das Neue sieht

so seltsam aus
ich weiß noch nicht
ob’s richtig passt
ob’s glücklich macht

Ich lach nicht laut

Silke Vogten

Die Lesung

 

»Escapade chambre privée« richtet sich ganz persönlich an die exklusive Leserschaft der zweiwöchentlichen »belles-lettres«. Am 29.4.2010 startet um 20:00 Uhr (Einlass 19:00 Uhr) in der Fiffi-Bar, Severinswall 35 in der Kölner Südstadt, ein Programm, das wir wahrscheinlich nie wieder überbieten können. Motto "la première fois", lit.-geplagte Kölner verstehen schon...

- Achim Wigands giftige Glossen: les poubelles lettres
- Silke Vogten und Frank Tentlers Schlagabtausch deux-points poème
- Thomas Krause, Acteur, liest das, was die Autoren nicht selbst vortragen
- Stefan Wimmer en personne! aus »Der König von Mexiko«
- Akku "Autismus, Kunst und Kultur", apercu de Katharina Dietz und Volker Elsen
- Audiophones aus Acapulco avec Tom Noga
- »Unauthorized commercials« Videos de Graw Böckler
- Projection directe: les Escapade photographes
- presentée par Flora Jörgens

Reservierung erforderlich 0176/62 92 65 69 oder mail an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
(link s. Impressum)

 

Hautnah4 oder Innen2

 

Einmal gehe ich durch die Stadt.
Ein Mann kommt auf mich zu, geht durch mich hindurch.
Geht nicht – denkst du dir.
Geht aber doch.
Mein Weg geht geradeaus.
Ich nehme den Tritt der Steine als Schrittmaß.
Er auch.
Ich habe ihn nicht kommen sehen.
Meine Augen folgen dem Steinmuster.
Sein erster Schritt in mich hinein fühlt sich wie ein dumpfes Geräusch an-
ein Summen in einem halbvollen Stadtmülleimer.
Sein Bein nimmt meine halbe Höhe.
Er ist groß.
Meine Schulter wird leicht gedrückt.
Das Summen der Straßeneimer ist jetzt lauter.
Dafür steht er mitten in mir.
Ich glaube, er wundert sich.
Er kann nicht einfach in mir sein, aber er ist es. Niemand wundert sich.
Es summt auch in der Straßenbeleuchtung.
Einen kurzen Augenblick liegt sein Herz über meinem.
Mein Schrittmaß verändert sich nicht- seines auch nicht.
Einmal ausgeatmet ist er wieder aus mir heraus gegangen.
Aber finden muss ich ihn.
Er hat sein Portemonnaie in meiner Manteltasche vergessen.

Text und Fotos: Charlotte Kons

Charlotte Kons, bildende Künstlerin, Fotografin und Autorin, lebt in Neuss, mehr von ihr unter: www.charlottekons.de
Fotografie Dauerausstellung "Schattentod", Raketenstation Hombroich, Institut f. Biophysik seit März 2010
Offenes Atelier Schloss Liedberg "Inarbeitung", Fotografie, bildende Kunst, Manoeuvre, Ostern 3.-5.4.2010

 

Das meinen die Leser

 

"Das Ding wird immer schöner! Herzlich" Nicole N.

"...Tolle Fotos!!!!! Beste Grüße" Volker E.

"habe gerade die superspannende geschichte über die kakerlaken gelesen - nicht gerade meine lieblinge. 1975 habe ich als hotelsekretärin gearbeitet, da habe ich einige monate ihre gesellschaft geniessen müssen: machte ich einen ordner auf, sprangen sie mich an. habe ich inventur in der kühlkammer gemacht, liefen sie mir über meine halbgefrorenen pfoten. das wenige büro-personal, das in diesem hotel arbeitete, bekam mittags großzügigerweise! immer das, was der koch auch hätte wegschütten können. ein besonderes erlebnis war es, wenn es goulasch gab (bei kakerlaken sehr beliebt), dann passierte es immer wieder, dass man eine kakerlake mit den zähnen knackte. mir dreht sich heute noch der magen um.
trotzdem: die geschichte ist sehr anrührend und sympathieheischend.
anfangs hatte ich auf mäuse getippt, wie es sich in einem richtigen krimi gehört.
mein kompliment an die autorin!" Irena R.